Dass der Ukraine-Krieg bei ehemaligen Flüchtlingen Traumatas reaktivieren kann, bestätigt Valdete Hoti, Beraterin und Koordinatorin beim Zentrum Parandalo, einem Beratungszentrum für Menschen mit Migrationshintergrund. «Im Zentrum werden zahlreiche Personen, die Kriegs- oder Fluchterfahrungen gemacht haben, unterstützt.» Die Situation sei für die Betroffenen sehr schwierig, es komme zu Flashbacks, mit verschiedenen psychischen Folgen. «Sie haben Angstzustände, fühlen sich unsicher und bedroht, Trauen um ihre liebsten Familienangehörige, die im Krieg umkamen oder immer noch als vermisst gelten, es entsteht ein Ohnmacht Gefühl.» Das Gefühl wieder in Gefahr zu sein, wird verstärkt, wenn in den Herkunftsländern wie auf dem Balkan der serbische Staat den russischen Invasionskrieg in der Ukraine befürwortet!
Doch auch die physischen Wunden rissen durch den Krieg wieder auf, sagt Hoti. «Diejenigen, die im Krieg verletzt oder verstümmelt wurden, spüren ihre Narben stärker.» Viele Personen hätten die erlebten Traumatas nicht vollständig aufarbeiten können, für sie sei die Situation sehr nahe und beinahe unerträglich. «Mit den Ukrainerinnen und Ukrainern haben die Betroffenen aber ganz viel Verständnis – auch weil sie wissen: Was es heisst ums Überleben zu kämpfen und auf der Flucht vom Krieg zu sein. Das diese Erlebnisse einen das ganze Leben lang verfolgen werden.»
Viele Betroffene schätzen es sehr, wie Willkommen die Flüchtlinge aus der Ukraine in der Schweiz aufgenommen werden, welche hier einen Zufluchtsort suchen. Frau Hoti sagt «Es ist wünschenswert, wenn auch die Flüchtlinge aus Drittstaaten willkommener wären, was leider nicht der Fall ist. Dafür habe ich kein Verständnis und bin enttäuscht, diese Ungleichberechtigung zu sehen». Das Zentrum Parandalo setzt sich gegen Diskriminierung im Alltag, für eine Chancengleichheit und Inklusion in der Gesellschaft ein.